Benötigte Materialien
Arbeitsauftrag
„Entwirf einen surrealistischen Raum mit zentralperspektivischen Mittel, in welchem Bildelemente und Flächen im Stile der OP-ART gestaltet sind.“
Auf einen Blick
Zunächst wird erarbeitet, mit welchen grafischen Mitteln Räumlichkeit auf einer Bildebene vorgetäuscht werden kann. Nachdem zentralperspektivische Kriterien erarbeitet und erprobt sind, entwerfen die Schülerinnen und Schüler auf einem DIN-A3 Zeichenblockblatt mittels einer Fluchtpunktkonstruktion einen einfachen Raum. Zunächst legen sie Decken-, Boden- und Wandflächen fest. Im weiteren Arbeitsprozess entstehen komplexere Raumsituationen durch das Einzeichnen von Treppen, Türen, Wanddurchbrüchen etc.. Durch die Arbeiten von Tobias Rehberger und Künstlern der OP-ART-Bewegung angeregt, werden skurrile und surrealistische Objekte dem sich immer weiter in die Tiefe öffnenden Räumen hinzugefügt, Wände werden im Stile der OP-ART gestaltet. Letztlich werden die Bleistiftzeichnung mit Fineliner und Filzstift überzeichnet und Illustrationen aus dem 19. Jahrhundert collagierend eingeklebt.
Step by Step
Der Einstieg in das Unterrichtsvorhaben erfolgt über Betrachtung ausgewählter Arbeiten von Tobias Rehberger und Marina Apollonio, die unter anderem öffentliche Räume mit grafischen Mustern ausgestaltet haben.
Die Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich weiter mit Bridget Riley und Victor Vasarely, die als Hauptvertreter der OP-ART (abgeleitet von „Optical Art“) gelten und die mit ihren Werken durch grafische und malerische Mittel scheinbare Bewegung und Dreidimensionalität auf einer Bildebene erschaffen haben.
Nun wird erarbeitet, mit welchen Ordnungs- und Darstellungsweisen Räumlichkeit auf einer Bildebene vorgetäuscht werden kann. Für das folgende Vorhaben sind vor allem die raumschaffenden Mittel „Überdeckung“, „Höhenunterschied“ und „Verkleinerung nach der Tiefe“ (siehe Bildbeispiel) wichtig.
Vor allem sollte man auf die scheinräumliche Darstellung mit den Mitteln der Fluchtpunktperspektive bzw. Zentralperspektive eingehen. Mithilfe der Fluchtpunktperspektive wird die Konstruktion des Tiefenraums auf einer Bildebene ermöglicht. Es entsteht so also eine Raumtiefe bzw. ein vermeintlich dreidimensionaler Raum auf einer zweidimensionalen Fläche. An dieser Stelle könnte man auch einen kleinen Exkurs in die Kunstgeschichte einschieben. Entwickelt wurde die Fluchtpunktperspektive in der Renaissance, entdeckt wurde sie bereits um 1420 von Brunelleschi (Architekt in Florenz). Anhand des Gemäldes „Die Schule von Athen (1510/1511)“ des Malers Raffael kann die perspektivische Tiefendarstellung gut erläutert werden.
Das Grundprinzip, dass jede in die Tiefe laufende Gerade in perspektivischer Verkürzung erscheint und sich alle Fluchtlinien in einem Fluchtpunkt treffen, sollte abschließend unbedingt erklärt werden.
Die verbleibende Zeit der ersten Doppelstunde nutzen die Schülerinnen und Schüler, um das Erlernte zeichnerisch zu erproben. So erweitern sie zunächst auf einem Arbeitsblatt eine perspektivische Zeichnung mit mehreren Würfeln, die sich zum Fluchtpunkt hin verkleinern, durch weitere Würfel und versuchen sich an einer Konstruktionszeichnung eines Zimmers mit Fenstern, Türen und einem Schrank.
Alle waagrechten und alle senkrechte Linien im Bild sind parallel zueinander. Alle weiteren Linien, die in die Tiefe des Bildraumes laufen, zielen in die Richtung des Fluchtpunktes, der auf der Horizontlinie liegt.
In der 2. Doppelstunde zeichnen die Schülerinnen und Schüler im oberen Drittel auf einem DIN A3-Zeichenblockblatt mit einem weichen, spitzen Bleistift eine Horizontlinie. Mittig wird der Fluchtpunkt gesetzt. Nun werden von allen Blattkanten ausgehend Fluchtlinien bzw. Hilfslinien zum Fluchtpunkt gezogen und ein Rechteck, dessen Kanten die Fluchtlinien berühren, eingezeichnet. Dieses Rechteck ist die hintere Wand bzw. Grenze des Raumes. Je näher das Rechteck am Fluchtpunkt ist und umso kleiner es so ist, desto weiter erstreckt sich letztlich der Raum nach hinten. Nun können die Horizontlinie und Hilfslinien innerhalb des Rechtecks wieder wegradiert werden, sodass die Schülerinnen und Schüler eine bessere Vorstellung des Bildraumes erlangen können. Wichtig ist, dass alle Bleistiftlinien sachte gezeichnet werden, sodass sie rückstandslos wegradierbar bleiben.
Im Folgenden können komplexere Raumsituationen angegangen werden, indem Treppen, Wanddurchbrüche, Türen, Fenster, aber auch skurrile und surrealistische Bildelemente eingezeichnet werden. Hier sind dem Einfallsreichtum keine Grenzen gesetzt. Durch die Werke von Rehberger, Riley und Co. angeregt, werden Wände, Böden und Objekte mit Mustern im Stile der OP-ART versehen.
Sind die Vorzeichnungen abgeschlossen, werden hinfällige Hilfslinien wegradiert und das Bild mit einem schwarzen Fineliner ausgestaltet. Größere Flächen können auch mit einem schwarzen Filzstift ausgemalt werden. Diese Arbeit nimmt nochmals viel Zeit in Anspruch, da aufwändige OP-ART-Muster nur durch eine präzise und sorgfältige Umsetzung ihre volle Wirkung entfalten.
Am Ende wird den Schülerinnen und Schülern ein Sammelsurium aus Illustrationen aus dem späten 19. Jahrhundert zur Verfügung gestellt, aus welchem sie passende Objekte und Figuren ausschneiden und auf ihre Arbeit kleben können. So erzählen schließlich zahlreiche Räume skurrile oder absurde Geschichten.
Reflexion
Am Ende der Unterrichtseinheit beurteilen die Schülerinnen und Schüler mithilfe eines Selbsteinschätzungsbogens ihren Gestaltungsprozess und das Arbeitsergebnis hinsichtlich der im Vorfeld gemeinsam erarbeiteten Bewertungskriterien.
MATERIALIEN DOWNLOAD & PRINT
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Über den Autor
Simon
Simon ist Kunstlehrer an einer Realschule in Baden-Württemberg. In seinem Klassenzimmer bemüht er sich, seinen Schülern authentische und aussagekräftige Erfahrungen zu bieten, die Imagination, Kreativität und Zusammenarbeit fördern und die Kinder und Jugendliche dazu herausfordern, Fähigkeiten zur Problemlösung und zum kritischen Denken zu entwickeln. Er versucht seinen Schülern einen sicheren Ort zu bieten, an dem sie sich frei ausdrücken und durch persönliches Erproben wachsen können.
Hallo Simon, vielen Dank für diese schöne Unterrichtsidee! Wäre es möglich, das Sammelsurium aus Illustrationen aus dem späten 19. Jahrhundert auch zur Verfügung zu stellen? Das wäre klasse. Im Übrigen ist mir aufgefallen, dass beim Download folgender Materialien in der PDF ab Seite 3 oben immer „OP-Art trifft Fluchtpunkt“ steht: The Robots are coming und Mystische Masken. Viele Grüße, Madlen.
Liebe Madlen,
vielen Dank für deinen Hinweis. Die Fehlerteufel in den PDFs sind ausgemerzt.
Schau mal in die Kommentare des Beitrags „Surreale Collagen nach Max Ernst“. Dort habe ich bereits auf eine Frage zu den Illustrationen geantwortet.
KUI Ahoi!
Vielen Dank für diese wunderbare und ansprechende Vorarbeit! Das ist unglaublich hilfreich, klasse!
Toll. Deine Kreativität und die deiner Schüler hat mich sofort angesteckt.
Herzliche Grüße
Sabine
Hey hey… endlich mal eine spannende Idee um das Fluchtpunktthema zu bearbeiten. Darf ich fragen, wo die Illustrationen aus dem 19. Jahrhundert zu bekommen sind?
Liebe Grüße Sina
Hej, woher hast du diese tollen Vorlagen für die Illustrationen. Diese sehen wunderbar aus. Viele Grüße, Karo