- KLASSENSTUFE
- Klasse 7-8
Klasse 9-10
Oberstufe
- ARBEITSBEREICH
- Plastik / Körper / Raum
Malerei / Farbe
- SCHWIERIGKEIT
- ⬣ ⬣ ⎔
- ZEITAUFWAND
- ⬣ ⬣ ⬣
Benötigte Materialien
Arbeitsauftrag
„Gestalte, ausgehend von der Betrachtung ausgewählter Werke Romuald Hazoumés, im additiven Verfahren eine Freiplastik aus Mülltonnenfundstücken. Lass dich von den dir zur Verfügung stehenden Materialien inspirieren und entwickle eine eigene Formsprache.“
Auf einen Blick
Wir beschäftigen uns zunächst mit ausgewählten Werken des beninischen Künstlers Romuald Hazoumé. Inspiriert durch dessen Masken, die er aus Benzinkanistern, Metallschrott und sonstigem Zivilisationsmüll herstellt, werden in ersten Entwürfen Ideen für die Gestaltung einer bis zu einem Meter hohen Freiplastik gesammelt. In der Folgestunde werden die mitgebrachten und aus der Mülltonne geretteten Objekte (Kanister, Gießkannen, Bleche, Küchenutensilien etc.) begutachtet und kategorisiert. Die Entwürfe und Skizzen werden hinsichtlich der zur Verfügung stehenden Mittel angepasst. Große Benzinkanister, Gießkannen und Eimer bilden den Korpus für den additiven Gestaltungsprozess. Mit Heißkleber und Draht werden zahlreiche weitere raumgreifende Elemente und Materialien mit dem Korpus verbunden. In einem weiteren Arbeitsschritt werden nun mehrere Schichten verkleisterter Papierbögen (Pappcaché) aufgetragen, wodurch die ursprüngliche Materialität der Objekte verschwindet. Die Freiplastik wird mit schwarzer Acrylfarbe grundiert und in einem letzten Arbeitsschritt sparsam mit Acryl-Bronzefarbe bemalt.
Step by Step
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Mehr InformationenDer Einstieg in das Unterrichtsvorhaben erfolgt über die Auseinandersetzung mit Werken des beninischen Künstlers Romuald Hazoumé, der seit 2010 das accent aigu (é) im letzten Buchstaben seines Nachnamens in ein accent grave (è) abändern ließ. Dies erklärt die unterschiedlichen Schreibweisen seines Namens in Beiträgen und Veröffentlichungen.
Hazoumé setzt sich in seinen Werken unter anderem kritisch mit Abhängigkeitsverhältnissen seines Heimatlandes auseinander. Formal verweist er in Installationen, Gemälden oder seinen symbolischen Masken, die er meist aus Wasser- oder Benzinkanistern und anderweitigem Zivilisationsmüll gestaltet, auf westafrikanische Mythen und Traditionen. Auf der documenta 12 war er mit zahlreichen Werken vertreten.
Sich im unterrichtlichen Kontext der Komplexität Afrikas anhand künstlerischer Werke zu nähern, ist eine Herausforderung. Allzu leicht ist man versucht, „afrikanische Kunst“ mit dem bürgerlich-europäischen Kunstbegriff fassen zu wollen. Gerade traditionelle kulturelle Werke und Riten sind Zeugnisse einer komplexen Ausdrucksform, die sich jedem fremden Verständnis entziehen. Romuald Hazoumés Aussagen in Interviews und die Beschäftigung mit seinen Werken schaffen jedoch wertvolle Gesprächsanlässe und regen zur vertiefenden Auseinandersetzung an. Es bietet sich im Kontext der Aufgabe an, Themen wie kulturelle Aneingung (in der Kunstgeschichte und Allgemein) und die eurozentrische Kunstgeschichtsschreibung mit den Schüler*innen zu thematisieren und kritisch zu beleuchten.
Durch die Betrachtung ausgewählter Arbeiten Hazoumés angeregt, planen die Zehntklässler*innen mit einer Partnerin oder einem Partner in der zweiten Hälfte der ersten Doppelstunde die Gestaltung einer Rund- bzw. Freiplastik, indem sie erste Entwürfe skizzieren. Wer sich unsicher mit der Begriffsunterscheidung bei plastischen Gestaltungsvorhaben (Freiplastik vs. Rundplastik vs. Vollplastik vs. Skulptur) ist, findet in diesem Artikel von Iris Haist deren kurzweilige Erklärung.
Die Anfertigung einer Zeichnung als Annäherung an ein späteres plastisches Gestalten, also der Weg über die Grafik zum Objekt, ist an dieser Stelle ratsam, da hier ein erstes Erfassen und Verständnis für die Komplexität plastischer Gestaltungsvorhaben erlangt werden kann. Die Schülerinnen und Schüler diskutieren gemeinsam die plastische Umsetzbarkeit ihrer Skizzen und tauschen sich darüber aus, welche Materialien benötigt und in den kommenden Stunden mitgebracht werden könnten.
In der zweiten Doppelstunde werden alle mitgebrachten und aus den Mülltonnen geretteten Materialien gesichtet und kategorisiert. Es bietet sich an, die Gegenstände auf einem Materialtisch entsprechend ihrer Größe auszulegen und den Klassenraum in verschiedene Bereiche („Kleisterausgabe“, „Materialbörse“, „Klebestation“ mit Heißklebepistolen etc.) zu unterteilen.
Im additiven Verfahren werden nun in zwei weiteren Doppelstunden mit Heißkleber, Draht und Kreppband die mitgebrachten Elemente miteinander verbunden. An die Formsprache Romuald Hazoumés anknüpfend bilden große Kanister, ausrangierte Gießkannen und andere große Gefäße den Grundkorpus der Freiplastik. Durch die Anbringung weiterer raumgreifender Elemente (getrocknete Palmenblätter, Blechstücke, Eierkartonteile, Styroporelemente etc.) entstehen plastische und ausdrucksstarke Körper.
In regelmäßig stattfindenden Zwischenbesprechungen können die Schülerinnen und Schüler ermutigt werden, ggf. von ihren im Vorfeld geplanten Vorhaben abzuweichen und neuen kreativen Impulsen zu folgen.
In unserer Unterrichtseinheit haben wir uns dazu entschlossen, die Freiplastiken mit einigen Zeitungspapierschichten zu überziehen, wodurch die zuvor noch erkennbaren Gegenstände endgültig ihrer eigentlichen Funktionalität entrissen werden und deren ursprüngliche Materialität unter einer verkleisterten Papierstreifenschicht verschwindet. Den Kleister setzt man am besten am Vortag an und füllt diesen in verschließbare Gläser, wodurch der Kleister über mehrere Wochen verwendet werden kann.
Nachdem das Zeitungspapier vollständig getrocknet ist, werden die Plastiken mit schwarzer Acrylfarbe, welcher auch etwas grobkörniger Sand beigemengt werden kann, mit einem breiten Borstenpinsel grundiert.
In diesem Unterrichtsvorhaben wurde auf die Beimengung von Sand verzichtet. Bildbeispiele, wie sich die Dreingabe von etwas Sand auf die Oberflächenbeschaffenheit auswirkt, können in diesem Beitrag gefunden werden.
Ist die schwarze Farbschicht trocken, tragen die Schülerinnen und Schüler mit einem breiten Borstenpinsel sparsam Bronze-Acrylfarbe auf.
Um eine täuschend echt und alt erscheinende Oberfläche zu erhalten, ist darauf zu achten, dass zum Einen nur sehr wenig Farbe auf einem trockenen Pinsel aufgenommen wird und zum Anderen lediglich die erhabenen Stellen der Zeitungspapieroberfläche mit leichten Pinselbewegungen erfasst werden, sodass die darunter liegende schwarze Grundierung nicht gänzlich übermalt wird (siehe Video der Oberflächenbemalung). Abnutzungs- und Witterungsspuren treten in der Regel nur partiell auf. Wird zu viel Farbe aufgetragen, geht dieser „Patina-Effekt“ verloren.
Reflexion und Kriterien der Bewertung
Am Ende der Unterrichtseinheit beurteilen die Schülerinnen und Schüler mithilfe eines Selbsteinschätzungsbogens ihren Gestaltungsprozess und das Arbeitsergebnis hinsichtlich der im Vorfeld gemeinsam erarbeiteten Bewertungskriterien.
MATERIALIEN DOWNLOAD & PRINT
Wenn du dieses Unterrichtsvorhaben in deinem Kunstunterricht durchführen willst, kannst du dir hier das gesamte Materialpaket kostenlos als PDF downloaden. So hast du die Materialliste, Arbeitsaufträge, Bildbeispiele und bei manchen Einheiten auch Arbeitsblätter für deine Schülerinnen und Schüler zur Hand.
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Über den Autor
Simon
Simon ist Kunstlehrer an einer Realschule in Baden-Württemberg. In seinem Klassenzimmer bemüht er sich, seinen Schülern authentische und aussagekräftige Erfahrungen zu bieten, die Imagination, Kreativität und Zusammenarbeit fördern und die Kinder und Jugendliche dazu herausfordern, Fähigkeiten zur Problemlösung und zum kritischen Denken zu entwickeln. Er versucht seinen Schülern einen sicheren Ort zu bieten, an dem sie sich frei ausdrücken und durch persönliches Erproben wachsen können.
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