- KLASSENSTUFE
- Klasse 9-10
Oberstufe
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Mischtechnik
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Benötigte Materialien
Arbeitsauftrag „Überflugperspektive“
Arbeitsauftrag „Überflug-perspektive“
„Fertige eine Serie von mind. 4 Einzelformaten (ca. A6) zum Thema >>Überflugsperspektive<< mit Schablonen- und Stempeldruck an. Arbeite mit Bildspannung (Formkontrasten), aber führe die Serie auch zu einer Einheit zusammen.“
Auf einen Blick
Klassische Drucktechniken wie Linolschnitt oder Tiefdruck erfordern oft viel Zeit, eine präzise Planung und handwerkliches Geschick. Diese Unterrichtsidee hingegen setzt auf eine experimentelle und spielerische Herangehensweise an den Druckprozess. Ohne teure Materialien wie Linolplatten, Spezialwerkzeuge oder Druckpressen können die Schülerinnen und Schüler direkt loslegen: Schablonen und Stempel schneiden, drehen, austauschen, mit Farbmenge und Wasseranteil experimentieren und abschließend mit zeichnerischen Akzenten arbeiten. So entstehen schnell abstrakte bis abstrahierte Kompositionen, die Bildspannung und Bildeinheit vereinen – und gleichzeitig viel Raum für individuelle Gestaltungsideen lassen.
Step by Step
Zu Beginn steht die Sammlung von Inspirationsquellen. Besonders gut eignen sich Stadtansichten, Drohnenaufnahmen oder Karten, um ein Gefühl für interessante Formen und Strukturen zu entwickeln. Atlanten aus dem Geografieunterricht, Satellitenbilder von Google Maps oder andere städtische Luftaufnahmen können als visuelle Grundlage dienen. Wichtig ist dabei, spannende Kompositionen und Anordnungen zu identifizieren, die später für den künstlerischen Prozess von Bedeutung sein werden.
Für die praktische Umsetzung werden mindestens vier identische Formate zugeschnitten. Die Entscheidung über das Format – ob quadratisch, rechteckig oder rund – sollte bewusst getroffen werden. Ebenso wichtig ist die Wahl eines Farbtons, beispielsweise Weiß, Grau, Schwarz, Grün oder Blau. Diese individuellen Entscheidungen legen die gestalterische Basis für den weiteren Arbeitsprozess fest.
Für die nächste Phase werden Schablonen und Stempel benötigt, die aus Overheadfolien, dünnen Pappen oder dickeren Papieren geschnitten werden. Besonders bereichernd kann das kooperative Arbeiten sein: Durch den Austausch der aus- und zugeschnittenen Formen entsteht ein vielfältiger Pool an Möglichkeiten, der die gestalterische Bandbreite erweitert.
Bevor mit dem Druck begonnen wird, lohnt es sich, das Thema Bildspannung zu vertiefen. Dafür können verschiedene Aspekte der Formkontraste besprochen werden: Richtungskontrast, Größenkontrast, Form-an-sich-Kontrast sowie Qualitäts- und Quantitätskontrast. Es bietet sich an, Probedrucke anzufertigen, Schablonen zunächst trocken aufzulegen und verschiedene Anordnungen durchzuspielen. Durch das bewusste Platzieren der Elemente entstehen harmonische und zugleich spannende Kompositionen.
Komposition zwischen Bildspannung und Bildeinheit
Ein spannendes Bild entsteht durch das bewusste Zusammenspiel von Kontrasten und gestalterischer Einheit. Komposition, Bildaufbau, Kontraste und Bildeinheit bilden dabei die zentralen Gestaltungsprinzipien. Elemente im Bild sollten sich nicht nur deutlich voneinander abheben, sondern zugleich eine visuelle Verbindung eingehen. Diese Balance zwischen Bildspannung und Bildeinheit stellt eine zentrale Herausforderung im gestalterischen Prozess dar.
Zur Erzeugung von Bildspannung eignen sich gezielte Kontraste, sowohl in der Form als auch in der Farbwahl. Gegensätze wie „schmal vs. breit“ oder „groß vs. klein“ erzeugen visuelle Reibung und machen ein Bild lebendig. In der praktischen Umsetzung bietet es sich an, verschiedene Objekte in einem vorgegebenen Format zu kombinieren und so durch bewusste Gegenüberstellungen Spannung aufzubauen.
Gleichzeitig spielt die serielle Anlage eine wichtige Rolle. Wenn mehrere Kleinformate – etwa im Rahmen eines Stempelverfahrens – parallel bearbeitet werden, ist es sinnvoll, diese durch wiederkehrende Elemente miteinander zu verbinden. So entsteht trotz individueller Ausgestaltung eine gestalterische Einheit. Der Begriff der Bildeinheit wird hier besonders greifbar: Wiederholte Formen oder ein konsistenter Farbeinsatz fungieren als visuelle Klammern, die alle Formate zusammenhalten und ihnen einen gemeinsamen Ausdruck verleihen.
Nun beginnt der eigentliche Druckprozess. Dabei werden die vorbereiteten Schablonen und Stempel vielseitig genutzt: Sie können gedreht und gewendet, ihre Positiv- und Negativformen eingesetzt oder sogar untereinander ausgetauscht werden. Auch das Experimentieren mit Linoldruckfarben kann zu interessanten Ergebnissen führen. Die Variation der Farbmenge oder das Hinzufügen von etwas Wasser verändert die Druckstruktur und ermöglicht eine Vielfalt an Ausdrucksformen. Während des Druckens sollte stets auf die Gesamtkomposition geachtet werden. Überschneidungen von Formen oder bewusst gesetzte Abstände können gezielt für eine spannende Wirkung genutzt werden.
Schablonendruck und Stempeldruck – Zwei Hochdruck-techniken im Kunstunterricht
Der Schablonendruck und der Stempeldruck gehören beide zu den Hochdruckverfahren, unterscheiden sich jedoch in ihrer Technik und Anwendung. Während beim Schablonendruck die Farbe durch eine offene Fläche auf den Bildträger aufgebracht wird, erfolgt der Abdruck beim Stempeldruck durch direkte Berührung einer erhabenen, mit Farbe versehenen Fläche. Beide Verfahren sind unkompliziert, benötigen nur wenige Materialien und lassen sich gut kombinieren.
Schablonendruck – Flächiges Arbeiten mit Negativformen
Beim Schablonendruck wird eine ausgeschnittene Form als Negativmaske genutzt. Geeignet sind Overheadfolien, Karton oder festeres Papier, aus denen Positiv- und Negativformen herausgelöst werden. Die Farbe – meist Linoldruckfarbe oder Acrylfarbe – wird mit einem Schwamm, Pinsel oder Schaumstoffroller durch die offenen Bereiche der Schablone auf das Papier aufgetragen. Dadurch entstehen scharfe, flächige Abdrucke, die durch Überlagerung oder Drehung der Schablone variiert werden können.
Stempeldruck – Serielle Gestaltung mit erhabenen Formen
Beim Stempeldruck wird die Farbe direkt auf eine erhabene Druckform aufgetragen, die dann auf das Papier gepresst wird. Die Druckform kann aus Moosgummi, Linolplatten, Pappe oder weichem Material wie Styropor bestehen. Die Farbe wird mit einer Farbwalze oder einem Pinsel aufgetragen, bevor der Stempel per Hand auf das Papier gedruckt wird. Durch Wiederholung und Variation entstehen serielle Muster oder rhythmisierte Kompositionen.
Kombination im Unterricht
Die Kombination beider Verfahren bietet vielseitige gestalterische Möglichkeiten. Im Unterricht können zunächst Schablonen zur flächigen Anlage einer Komposition genutzt werden. Anschließend lassen sich Stempeldrucke gezielt als Akzente oder zur Strukturierung einsetzen. Dies fördert ein experimentelles Arbeiten mit Kontrasten, Wiederholungen und Überlagerungen. Besonders spannend wird es, wenn Schablonen und Stempel ausgetauscht und kombiniert werden, wodurch individuelle und serielle Drucke gleichermaßen entstehen.
Beide Techniken lassen sich ohne großen Materialaufwand umsetzen und bieten eine spielerische, experimentelle Annäherung an die Druckgrafik.
Nach dem vollständigen Trocknen der Drucke folgt eine weitere gestalterische Phase: die Ergänzung durch zeichnerische Akzente. Mit verschiedenen Stiften lassen sich Strukturen verstärken, Flächen betonen oder Muster einfügen. Dabei können erneut Schablonen als Hilfsmittel genutzt werden.
Zwischenbesprechungen können dazu anregen, verschiedene Möglichkeiten der zeichnerischen Ergänzung zu theamtisieren: Linien und Punkte zur Strukturierung, das Hervorheben von Leerflächen oder das bewusste Verdichten bestimmter Bereiche. Die zuvor entstandenen Druckstrukturen bieten dabei bereits zahlreiche Anregungen für kreative Weiterentwicklungen.
Reflexion: Bildeinheit und gestalterische Zusammenhänge
Im Anschluss an die praktische Arbeit bietet sich eine gemeinsame Reflexionsrunde an, in der der Begriff Bildeinheit anhand der entstandenen Drucke thematisiert wird. Dabei kann gemeinsam erörtert werden, inwieweit eine gestalterische Einheit zwischen den einzelnen Formaten erreicht wurde. Im Gespräch lassen sich Kriterien herausarbeiten, die zur Zusammengehörigkeit der Bildserie beitragen – ebenso wie mögliche Elemente, die ergänzt werden könnten, um die Bildeinheit weiter zu stärken. So entsteht ein bewusster Blick für kompositorische Zusammenhänge und die Wirkung gestalterischer Entscheidungen.
Weitere kreative Drucktechniken findet man beispielsweise im Buch „Werkstatt Kreative Drucktechniken“ von Sonja Kägi
Über die Autorin
Franka
Franka unterrichtet seit vielen Jahren mit großer Leidenschaft das Fach Kunst und bringt dabei ihre vielfältigen Erfahrungen aus unterschiedlichen Schulformen ein. Ihr Unterricht zielt darauf ab, kreative Prozesse anzuregen, individuelle Bildlösungen zu fördern und künstlerisches Handwerk ebenso zu schulen wie kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlich relevanten Themen. Besonders wichtig ist ihr ein transparenter, wertschätzender Umgang mit den Schüler*innen und eine klare Kommunikation von Aufgabenstellungen und Bewertungskriterien.
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