- KLASSENSTUFE
- Klasse 1-4
Klasse 5-6
Klasse 7-8
Klasse 9-10
Oberstufe
- ARBEITSBEREICH
- Grafik
Druckgrafik
Malerei / Farbe
Mischtechnik
Plastik / Körper / Raum
- SCHWIERIGKEIT
- abhängig vom Unterrichtsvorhaben
- ZEITAUFWAND
- abhängig vom Unterrichtsvorhaben
Benötigte Materialien
Zum Geleit
Alle in diesem Beitrag vorgestellten Unterrichtsideen können in unterschiedlichen Jahrgangsstufen gestalterisch umgesetzt werden. In diesem Beitrag erwartet dich gleich eine ganze Fülle an unterschiedlichsten Aufgabenstellungen und Unterrichtsvorhaben.
Im Mittelpunkt der unterrichtlichen Auseinandersetzung stehen bei allen Aufgabenformaten historische Grafiken und kolorierte Illustrationen von Insekten und Spinnentieren. Die antiken Vorlagen dienten den Schüler*innen unterschiedlicher Jahrgangsstufen als Vorlage für naturgetreue Zeichenstudien und Malereien, Collagen und Linolschnitte sowie kleine Plastiken. Gerne darfst du den von uns zusammengestellten Bildfundus mit über 650 Abbildungen historischer Illustrationen von Insekten und Spinnentieren herunterladen. Feel free!
Unterrichtsideen
1. Unterrichtsidee: Zeichnung
Allen vorgestellten Unterrichtsideen und Gestaltungstechniken geht eine zeichnerische Auseinandersetzung mit historischen Abbildungen verschiedenster Insekten voraus.
Die Schüler*innen wählen aus dem ihnen zur Verfügung stehenden Bildfundus Grafiken von Insekten aus, die sie zur gestalterischen Beschäftigung reizen und zeichnen die Vorlage möglichst exakt ab.
Das klingt sicherlich zunächst trivial und womöglich auch langweilig. ABER: Wir leben in einer Zeit, in der die visuellen Eindrücke auf uns alle nur so einprasseln und rasante Bildabfolgen in Reels den Schüler*innen abverlangen, Inhalte innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde wahrzunehmen. Zahlreiche Studien belegen, dass die Aufmerksamkeitsspanne bei Heranwachsenden immer kürzer wird. Wir sind zwar immer besser in der Lage, Inhalte schnell und oberflächlich zu erfassen, eine vertiefende Auseinandersetzung mit Inhalten fällt jedoch stetig schwerer.
Beim detailgetreuen Abzeichnen sind die Schüler*innen nun gefordert, genau hinzusehen. Sie nehmen Formen, Proportionen und Details wahr, die ihnen bei einer oberflächlichen Betrachtung sicherlich entgangen wären. Beim Zeichnen wird der Wahrnehmungsprozess automatisch und gewollt verlangsamt. Dies fördert die Ausdauer und die technischen Fertigkeiten.
Weiter entstehen hierbei Zeichnungen, die für anschließende Gestaltungsprozesse (Linoldruck, Malereien, plastisches Arbeiten …) eine wichtige Grundlage bilden.
Neben den Abbildungen benötigen die Schüler*innen Bleistifte mit unterschiedlichen Härtegraden, Radiergummis, eine möglichst umfassende Auswahl an Buntstiften, Konzept- und kräftiges Zeichenpapier sowie eine Zeichenunterlage.
Bevor die Schüler*innen mit dem Zeichnen beginnen, betrachten und studieren sie die Abbildung. Es wird die Gesamtkomposition festgelegt, indem man die Proportionen des Abbildes auf dem Blatt Papier mit sanften Linien skizziert. Beim Zeichnen der Umriss- und Binnenlinien und beim Studieren der Grafik offenbaren sich immer mehr Details. Die Schüler*innen erkennen beispielsweise, dass das Insekt noch plastischer und realer wirkt, wenn die Schatten- und Lichtbereiche grafisch korrekt wiedergegeben werden.
Selbstredend kann die Zeichnung lediglich mit Bleistiften gestaltet werden. In unserem Beispiel konnten die Schüler*innen jedoch auch mit Buntstiften arbeiten.
Sooo schööön?!
Ehe man sich versieht, wird Kunstlehrer*innen, kurz nachdem sie einen Arbeitsauftrag erteilt haben, ein Blatt unter die Nase gehalten. Hinter dem Papier ist ein stolzes „Fertig!“ zu vernehmen. Nun gilt es, die Ruhe zu bewahren. Kindern und Jugendlichen ist manchmal zu Beginn eines Gestaltungsprozesses nicht bewusst, zu was sie gestalterisch in der Lage sind, wenn sie die nötige Zeit und Energie aufbringen und wenn sie immer wieder Unterstützung und Impulse zur Weiterarbeit erhalten. Viele Schüler*innen bekommen leider viel zu häufig völlig unbrauchbare und undifferenzierte Rückmeldungen à la „Das ist aber schön.“ Sicherlich ist es wichtig, Kinder und Jugendliche zu loben und zu motivieren. Wichtiger wäre es jedoch in diesem frühen Stadium des Arbeitsprozesses, den Schüler*innen konkrete Tipps oder Impulse zur Weiterarbeit zu geben: „Schau dir mal nochmals diese Stelle an. Was fällt dir auf? Wie könntest du deine Zeichnung verbessern? Überprüfe nochmals die Proportionen. Stimmen diese mit der Vorlage überein? Was musst du korrigieren, dass deine Zeichnung noch plastischer wirkt?“
Natürlich sind einige Schüler*innen mitunter genervt, wenn sie ständig Impulse und Einladungen zur Weiterarbeit zu hören bekommen. Am Ende der Unterrichtseinheit werden die Genervtesten aber die Stolzensten sein.
2. Unterrichtsidee: Malerei
In den unteren Jahrgangsstufen wurde die Insektendarstellung in den Folgestunden auch mit Wasser- und Temperafarben gemalt. Hierfür erhielten die Schüler*innen kräftiges Tonpapier, sodass sich das Papier beim Malen nicht aufwölbt.
In den mittleren Jahrgangsstufen arbeiteten die Schüler*innen mit Acrylfarben. Als Malgrund diente ihnen Kartonage, die zuvor aus der Mülltonne gerettet worden war.
In beiden Fällen wird mit einem Bleistift das Bildmotiv vorgezeichnet. Da der Wasserfarbkästen und die zur Verfügung stehenden Acryl- oder Tempera-Farbmittel in der Schule begrenzt sind, müssen Farbmittel gemischt werden, bis der gewünschte Farbton in der spezifischen Helligkeit und Sättigung gefunden ist. Die Schüler*innen mischen zunächst am besten das hellste Farbmittel und modulieren diesen im weiteren Malprozess mit anderen Farbmitteln.
3. Unterrichtsidee: Linoldruck
Eine neunte Jahrgangsstufe kam in den Genuss, einen Linolschnitt „ihres“ Insekts anzufertigen.
Als Erstes wird die Abbildung mit einem weichen Bleistift auf die Linoleumplatte übertragen. Es sollte das gesamte Format genutzt und nach Möglichkeit ein Rand eingeplant werden. Das Bildmotiv muss für den Linolschnitt vereinfacht und ggf. abstrahiert werden. Gerne durften die Schüler*innen hierfür die Abbildung des Insekts mit dem Smartphone oder Tablet abfotografieren und die Möglichkeiten der digitalen Bildbearbeitung nutzen. Es ist eine große Hilfe, wenn man die Fotografie in Schwarzweiß umwandelt und den Kontrast maximiert.
Ist man mit der Vorzeichnung zufrieden, wird mit Linolschneidewerkzeug die Linolplatte beschnitten (Sicherheitsbelehrung nicht vergessen!). Beim Hochdruckverfahren werden bekanntlich alle Bereiche des Linoleums weggeschnitten, die später nicht gedruckt werden sollen. Die erhabenen Stellen bilden hingegen die Druckfläche. Für die Herstellung des Drucks wird nun eine wasserlösliche Hochdruckfarbe dünn auf eine plane Platte gewalzt, ehe das Farbmittel auch auf die Linoleumplatte gleichmäßig mit einer Farbwalze übertragen wird. Auf die Linolplatte wird dann ein Papier gelegt. Durch den Druck werden die erhabenen Teile des Linoleums auf das Papier übertragen. Wir haben das Glück, mit Druckpressen arbeiten zu können. Es ist aber auch möglich, einen Handabzug mit einem Löffel oder einer Walze zu erstellen.
Die Schüler*innen druckten mehrere Abzüge und variierten hierbei Papier und Farbe.
4. Unterrichtsidee: Collage
Eine fünfte Klasse begab sich auf eine imaginäre Zeitreise. Sie traten in die Fußstapfen bedeutender Entomolog*innen und hielten ihre Entdeckungen rätselhafter und unerforschter Insekten gestalterisch fest.
Aus dem ihnen zur Verfügung stehenden reichhaltigen und inspirierenden Bildfundus wählten die Kinder verschiedene Grafiken und erschufen daraus im collagierenden Verfahren individuelle und mysteriöse Insektendarstellungen.
Sie schnitten hierfür zunächst möglichst präzise einzelne Bildelemente aus und ordneten diese auf einem leeren Blatt neu an. Um eine ausdrucksstarke Komposition zu erreichen, muss die Anordnung der Elemente wohlüberlegt sein. Durch die einfachen Mittel der Raumdarstellung (Überdeckung, Staffelung, Höhenunterschied…) kann die Illusion einer räumlicher Tiefe verstärkt werden.
Am Ende gaben die Kinder ihren erschaffenden Kreaturen frei erfundene und wohlklingende Fantasienamen.
5. Unterrichtsidee: Kleinplastiken
Fünftklässler*innen einer anderen Klasse begaben sich auf die Spuren des in Leipzig arbeitenden Künstlers Matthias Garff, der sich in seinem Werk mit der Darstellung von Tieren und dem menschlichen Verhältnis zur Natur beschäftigt. Er gestaltet wundervolle Plastiken aus Fundstücken, wobei sich die Schüler*innen unterrichtlich vor allem mit den Insektendarstellungen beschäftigten, die Matthias Garff in Insektenkästen arrangiert präsentiert.
Bereits in der vorherigen Kunststunde betrachteten und studierten die Fünftklässler*innen ausgewählte Werke des Künstlers. Sie erhielten den Auftrag, von Zuhause weggeworfene Kleinteile mitzubringen, um daraus in der Folgestunde kleine Insektenplastiken aus ausrangierten Materialien gestalten zu können.
Auf einem Materialtisch legten die Kinder die mitgebrachten Fundstücke aus. Basteldraht, Zangen, Seitenschneider, Heißklebepistolen und Unterlagen standen ihnen ebenfalls zur Verfügung. Auch erhielten sie wieder den Insekten-Bildfundus, um sich von den Insektendarstellungen inspirieren zu lassen.
Nun waren sie gefordert, sich zu überlegen, wie die verschiedenen Materialien zu einer Plastik zusammenmontiert werden könnten. Das ist mitunter schwieriger als man glaubt. So mussten beispielsweise in Plastikteile kleine Löcher gebohrt werden, durch welche die Drahtenden geschoben und mit einer Zange miteinander verdrillt wurden. Bei dieser Aufgabe muss oftmals kommuniziert und kooperiert werden. Häufig reichen zwei Hände nicht aus, um beispielsweise an der Heißklebestation zwei Materialien miteinander zu verbinden.
Am Ende befestigten wir die kleinen Plastiken mit Draht in Setzkästen, die wir zuvor aus einem Kartondeckel zugeschnitten und mit Acrylfarbe bemalt hatten. Die Kinder durften am Ende ihrem frei erfundenen Insekt einen lateinisch anmutenden Namen geben. Diesen schrieben sie auf ein braunes Packpapier und klebten den Papierstreifen unter ihr Insekt im Schaukasten.
Präsentation
Wenn du mehrere der Unterrichtsvorhaben in verschiedenen Klassen umgesetzt hast, bietet es sich an, die vielfältigen Ergebnisse in einer Sammelausstellung zu präsentieren. In unserem Fall rahmten wir zahlreiche Arbeiten ein, um die zum Teil sehr filigran und kleinformatig gearbeiteten Werke hervorzuheben und ihnen einen visuellen Abschluss zu verleihen. Weiter schafft ein Rahmen eine Grenze zwischen dem Werk und seiner Umgebung. Tipp: Stelle im Lehrer*innenzimmer einen Karton mit einem Hinweisschild auf und frage im Kollegium nach, wer der Kunstfachschaft alte Rahmen überlassen möchte.
Vielleicht hast du auch die Möglichkeit, informative und erklärende Texte zu den jeweiligen Arbeitstechniken anzubringen.
MATERIALIEN DOWNLOAD & PRINT
Wenn du dieses Unterrichtsvorhaben in deinem Kunstunterricht durchführen willst, kannst du dir hier den gesamten Beitrag kostenlos als PDF downloaden. So hast du die Materialliste, Arbeitsaufträge, Bildbeispiele und bei manchen Einheiten auch Arbeitsblätter für deine Schülerinnen und Schüler zur Hand.
Gerne kann bei den vorgestellten Unterrichtsvorhaben die Bildersammlung „Draw & Collage“ mit den Zeichenvorlagen und dem Bildfundus für Collagen zum Einsatz kommen. Das Produkt fällt in die Kategorie „Nice To Have“! Wir freuen uns sehr, wenn du dir mit dem Download eine Freude machen kannst und wenn du unsere Arbeit mit deiner Bestellung wertschätzt.
Die Materialien darfst du selbstverständlich für deinen Unterricht verwenden. Wir freuen uns auch, wenn du unsere Beiträge oder unsere Produkte in deinen Sozialen Netzwerken namentlich erwähnst und bestenfalls lobst. Achte hierbei jedoch darauf, dass du in deinem Post auf unsere Homepage oder unser Profil auf Instagram oder Facebook verlinkst.
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Über den Autor
Simon
Simon ist Kunstlehrer an einer Realschule in Baden-Württemberg. In seinem Klassenzimmer bemüht er sich, seinen Schülern authentische und aussagekräftige Erfahrungen zu bieten, die Imagination, Kreativität und Zusammenarbeit fördern und die Kinder und Jugendliche dazu herausfordern, Fähigkeiten zur Problemlösung und zum kritischen Denken zu entwickeln. Er versucht seinen Schülern einen sicheren Ort zu bieten, an dem sie sich frei ausdrücken und durch persönliches Erproben wachsen können.
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