- KLASSENSTUFE
- Klasse 9-10
Oberstufe
- ARBEITSBEREICH
- Malerei / Farbe
Grafik
Mischtechnik
- SCHWIERIGKEIT
- ⬣ ⬣ ⬣
- ZEITAUFWAND
- ⬣ ⬣ ⬣
Benötigte Materialien
Arbeitsauftrag
„Gestalte eine surreale Bildwelt im Stile des Werkes „Die Madonna von Port Lligat“ von Salvador Dalì.“
Auf einen Blick
Die Schülerinnen und Schüler gestalten in dieser Unterrichtseinheit ein Bild mit einer surrealen Szenerie nach dem Vorbild des Werkes „Die Madonna von Port Lligat“ von Salvador Dalì. Nach der Auseinandersetzung mit diesem Werk zeichnen die Schülerinnen und Schüler mithilfe der Fluchtpunktperspektive architektonische Altarelemente auf ein DIN A3 Zeichenblockpapier. Im Anschluss wird mit Acrylfarben eine Landschaft auf einen ca. DIN A2 großen Fotokarton gemalt. Ist die Farbe getrocknet wird das gezeichnete Altarkonstrukt ausgeschnitten und auf die gemalte Landschaftsebene geklebt. Nun schneiden die Schülerinnen und Schüler ihre im Vorfeld fotografierten Ganzkörperporträts aus und kleben diese ebenfalls entsprechend der Vorlage auf. Schließlich werden surreale Bildelemente collagierend in die Gesamtkomposition eingefügt.
Step by Step
Wir betrachten das von Salvador Dalì im Jahre 1950 geschaffene Werk „Die Madonna von Port Lligat“. Die Schülerinnen und Schülerinnen benennen Bildelemente und wir nähern uns in einem Unterrichtsgespräch der Bildwirkung und -aussage.
Aus bildrechtlichen Gründen können wir das Ölgemälde nicht präsentieren. Auf der Homepage des Fukuoka Art Museum (Tokyo), das im Besitz des Werkes ist, kann es jedoch betrachtet werden.
Die Schülerinnen und Schüler lernen den spanischen Künstler Salvador Dalì kennen. Entsprechend der Jahrgangsstufe wird auf den in den 1920er Jahre entstandenen Surrealismus eingegangen. Diese künstlerische und bewusstseinserweiternde Bewegung, die sich dem Traumhaften, Absurden und Unwirklichen zuwendet und die eng mit einer an die Psychoanalyse anknüpfenden geistigen Haltung verbunden ist, sucht nach einer eigenen Wirklichkeit im Unterbewussten des Menschen. Zahlreiche namenhafte Künstler wie René Magritte oder Max Ernst schlossen sich im Laufe ihrer Schaffensphasen der von André Breton im Jahre 1921 in Paris gegründeten surrealistischen Bewegung an.
Nach dem zweiten Weltkrieg setzte sich Dalì vermehrt mit dem Katholizismus auseinander. In dem vorliegenden Werk verschmelzen Religion und Wissenschaft. Christliche Ikonografien wie die Madonna und das Jesuskind werden zitiert, alle Objekte und das Altarkonstrukt schweben und spielen auf nukleare Strukturen an. Die Madonna in der Bildmitte trägt das Bildnis seiner geliebten Frau Gala, mit der er nach dem Krieg in Port Lligat, einer kleinen Hafenstadt an der Costa Brava, lebte.
Anhand des vorliegenden Werkes wird erarbeitet, mit welchen Ordnungs- und Darstellungsweisen Räumlichkeit auf einer Bildebene vorgetäuscht werden kann. Zahlreiche raumschaffenden Mittel lassen sich ausmachen:
- Horizontlinie (Sie teilt das Bild in Vorder- und Hintergrund)
- Größenabnahme (Verkleinerung des Dargestellten nach der Tiefe)
- Überdeckung / Staffelung (Ein überdecktes Bildelemente erscheint weiter entfernt zu sein)
- Raum- und Körperdarstellung durch Schatten bzw. Schattierungen
- Abnahme der Detailschärfe (Landschaft wird durch atmosphärische Trübung undeutlicher und Farben werden heller und blasser)
- Verblauung / Sfumato (Die Farb- und Tonwerte werden blasser und kälter, die Farbintensität nimmt mit der Nähe zur Horizontlinie ab)
Auch sollte man auf die scheinräumliche Darstellung mit den Mitteln der Fluchtpunktperspektive bzw. Zentralperspektive eingehen. Mithilfe der Fluchtpunktperspektive wird die Konstruktion des Tiefenraums auf einer Bildebene ermöglicht. Anhand der architektonischen Altarelemente in Dalìs Werk kann die perspektivische Tiefendarstellung mittels der Fluchtpunktperspektive gut erläutert werden.
Das Grundprinzip, dass jede in die Tiefe laufende Gerade in perspektivischer Verkürzung erscheint und sich alle Fluchtlinien in einem Fluchtpunkt treffen, sollte in jedem Fall erklärt werden. Als Vorübung können die Schülerinnen und Schüler auf einem Arbeitsblatt das Erlernte zunächst erproben und anwenden, indem sie weitere Quader perspektivisch korrekt einzeichnen.
Arbeitsauftrag 1:
Zeichne mit einem gespitzten Bleistift auf ein DIN A3 Zeichenblockpapier schwebende architektonische Altarelemente mithilfe der Fluchtpunktperspektive. Achte darauf, dass du formatfüllend arbeitest. Im Innenraum des Altars muss eine Freifläche entstehen, in welche du später ein Ganzkörperporträt von dir einfügen kannst.
Anleitung: Fluchtpunktperspektive
Im Zentrum des Zeichenpapiers wird der Fluchtpunkt gesetzt. Zunächst werden die Altarelemente von vorne gezeichnet. Denn wo später ein scheinräumlicher Körper (bspw. ein Würfel) zu sehen sein soll, muss zuerst die Vorderansicht des Körpers (bspw. ein Rechteck) gezeichnet werden. Nun werden alle Eckkanten des Rechtecks mit dem Fluchtpunkt verbunden. Die Fluchtlinien werden später wegradiert. Daher sollten diese Hilfslinien sehr sachte mit dem Bleistift gezogen werden. Als Nächstes legen die Schülerinnen und Schüler die hintere Begrenzung des Körpers fest, indem sie auf einer Fluchtlinie einen Begrenzungspunkt einzeichnen. Nun wird an dieser Stelle die zuvor eingezeichnete Vorderansicht des Körpers proportional verkleinert wiederholt. Die Eckkanten des neuen Rechtecks liegen hierbei wiederum auf den Hilfslinien. Abschließend werden die „echten“ Linien bzw. Kanten des Objekts nachgezogen und die Hilfslinien, die nicht weiter benötigt werden, wegradiert.
Während die Schülerinnen und Schüler auf einem Zeichenpapier das schwebende Altarkonstrukt zeichnen, bitte ich kleine Schülergruppen zum Fotoshooting. In einem Nebenraum werden Fotos von den Schülerinnen und Schülern gemacht. Sie setzen sich auf die Vorderkante eines Tisches und bringen sich, ohne dass die Füße den Boden berühren, im Halbprofil in Pose. Auch sollten die Schülerinnen und Schüler eine ausdrucksstarke und raumgreifende Körperhaltung einnehmen.
Nachdem alle Umrisslinien des Altarkonstrukts gezeichnet und alle Hilfslinien wegradiert wurden, erhalten die Schülerinnen und Schüler den Arbeitsauftrag, die architektonischen Altarelemente mittels Schattierungen und Schatten räumlicher bzw. dreidimensionaler erscheinen zu lassen.
Arbeitsauftrag 2:
Damit deine Zeichnung dreidimensional erscheint, musst du in deine Linienzeichnung mit einem weichen Bleistift Schattierungen und Schatten einzeichnen.
Die Schülerinnen und Schüler erhalten nun einen weißen Fotokarton (ca. 35 x 50cm). Die Bildfläche im Hochformat wird ungefähr in der Mitte durch eine mit Bleistift eingezeichnete Horizontlinie geteilt. Mit Acrylfarben werden nun der hinter der Altarzeichnung liegende Vorder- und Hintergrund gemalt. Wir erinnern uns an die raumschaffenden Mittel der Landschaftsmalerei
- Verblauung: Die Farb- und Tonwerte werden blasser und kälter, die Farbintensität nimmt mit der Nähe zur Horizontlinie ab
- Horizontlinie: Sie teilt das Bild in Vorder- und Hintergrund
- Abnahme der Detailschärfe: Landschaft wird mit größerer Entfernung durch atmosphärische Trübung undeutlicher und Farben werden heller und blasser
Da wir später im collagierenden Verfahren surreale Bildelemente einfügen wollen und das Hauptaugenmerk auf der Madonnen- bzw. Schülergestalt im Zentrum des Bildes liegen wird, sollten nun keine ausgefallenen Landschaftselemente gemalt werden. Die Schülerinnen und Schüler orientieren sich an Dalìs Werk und setzen zwei Farbflächen, die mit zunehmender Annäherung an die Horizontlinie heller und blasser werden.
Arbeitsauftrag 3:
Zeichne mit einem Bleistift in die Mitte deines Tonpapiers (Hochformat) eine Horizontlinie. Male nun mit Acrylfarben den Vorder- und Hintergrund. Achte bei deiner Malerei auf die Kriterien der raumschaffenden Mittel.
Nun ist es soweit. Die Schülerinnen und Schüler setzen die einzelnen Bildteile im collagierenden Verfahren zusammen. Zunächst werden das Altarkonstrukt und das Porträt aus dem farbigen Ausdruck ausgeschnitten und auf dem bemalten Fotokarton angeordnet. Den Schülerinnen und Schülern stehen nun Schwarzweißkopien (DIN A3 und DIN A4) des Werkes „Das Eismeer“ von Caspar David Friedrich und zahlreiche Zeitschriften zur Verfügung. Sie erhalten den Arbeitsauftrag, Felsblöcke und surreale Bildelemente auszuschneiden und den Gesetzmäßigkeiten der Perspektive entsprechend in ihr Werk einzufügen. Wir erinnern uns daran, dass Objekte, die weit entfernt sind, entsprechend kleiner dargestellt werden müssen. Mithilfe der Gesteinsformationen lassen sich dieses raumschaffende Mittel sehr gut umsetzen. Vorne finden wir große Felsen, hinten in der Nähe der Horizontlinie werden die Felsvorsprünge kleiner. So verhält es sich auch mit den surrealen Bildelementen, die aus Zeitschriften ausgeschnitten wurden.
Ist die Komposition stimmig, können alle Bildteile mit einem Klebestift aufgeklebt werden.
Arbeitsauftrag 4:
Schneide deine Altarelemente und dein Porträt sorgfältig mit einer Schere aus und ordne die Einzelteile auf deinem bemalten Bild an. Wähle daraufhin weitere Bildobjekte aus Zeitschriften aus, die du in deine surreale Landschaft integrieren möchtest. Weiter stehen dir Schwarzweißkopien des Werkes „Das Eismeer“ von Caspar David Friedrich zur Verfügung. Schneide Felsformationen aus der Kopie und ordne sie ebenfalls auf deinem Bild an. Achte hierbei auf die Gesetzmäßigkeiten der Perspektive (Verkleinerung nach der Tiefe). Wenn du mit der Gesamtkomposition deiner Arbeit zufrieden bist, klebst du alle Bildelemente auf.
Dieses Unterrichtsvorhaben hat meiner neunten und zehnten Realschulklasse einiges abverlangt, aber am Ende sind wir stolz wie Bolle ob der schwebenden Meisterwerke.
MATERIALIEN DOWNLOAD & PRINT
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Über den Autor
Simon
Simon ist Kunstlehrer an einer Realschule in Baden-Württemberg. In seinem Klassenzimmer bemüht er sich, seinen Schülern authentische und aussagekräftige Erfahrungen zu bieten, die Imagination, Kreativität und Zusammenarbeit fördern und die Kinder und Jugendliche dazu herausfordern, Fähigkeiten zur Problemlösung und zum kritischen Denken zu entwickeln. Er versucht seinen Schülern einen sicheren Ort zu bieten, an dem sie sich frei ausdrücken und durch persönliches Erproben wachsen können.
Hallo Simon,
Vielen Dank für die tollen Ideen, ich werde heute mit meiner neunten Klasse anfangen und bin sehr gespannt, wie es läuft! Ich werde berichten :)
Gerne! Freue mich, von dir zu hören und einen Blick auf eure Ergebnisse werfen zu können.
Großartig! Ich bin inspiriert und werde es an meine Schüler*innen weitergeben :)
Vielen lieben Dank :))
Hey! Ich bin begeistert. Wie macht man das mit den Fotos? In welchem Format druckt man diese aus?
Hey Hey! Ich habe sie tatsächlich in DIN A4 ausgedruckt. Aber natürlich hängt die Größe deines Ausdrucks vom gewählten Bildformat ab.
Viel Freude bei der Unterrichtseinheit!
sehr cole sachen ich mache das mit den fuchs in meiner schule im kunstunterrisch